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1. Theil 3 - S. 269

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 269 noch vorhandene Bruder des letzten Czaren, Demetrius, auf; er sei den von Boris gegen ihn ausgesendeten Mörderhänden entgangen und mache nun Anspruch auf den ihm gehörenden Thron. Der Betrüger, ein ehemaliger Mönch, Namens Otrepjew, erlangte den Beistand des Polenköniges, und auch unter den Bojaren fand er Anhang. Boris wurde besiegt, und nach dessen plötzlichem Tode zog der falsche Demetrius 1605 in Moskau ein. Seine Herrschaft aber dauerte nur ein Jahr. Eine Verschwörung gegen ihn brach aus und in dem Tumulte wurde er vom Volke erschlagen. Nun brach eine schreckliche Verwirrung herein. Es fanden sich neue Abenteurer, welche die Rolle des Demetrius weiter spielen wollten; Bürgerkrieg und fremde Waffengewalt zerrütteten das Land, denn die Wuth der Parteien hatte die Polen und Schweden gegen einander zu Hilfe gerufen; bis Moskau drangen die Polen vor und besetzten den Kreml. Das Reich war nahe am Zerfall. Da rief ein geringer Mann aus dem Volke, Kosma Minin, seine Landsleute zur Rettung des Vaterlandes auf; sein Ruf fand begeisterte Aufnahme. Die Polen wurden zum Abzüge gezwungen, der Bürgerkrieg erlosch allmählich und den wieder hergestellten Thron bestieg 1613 Michael Feodorowitsch Romanow, durch seine Mutter mit dem alten Herrscherhause verwandt. Er regierte bis 1645, sein Sohn und Nachfolger Alexei bis 1676. Diefe ersten Romanows nicht sofort zum Ziele führte, so hatten doch die Russen ihr Selbstvertrauen wiedergewonnen und die Großfürsten von Moskau sorgten ausdauernd für die Stärkung des Reiches durch Förderung der Reichseinheit. Endlich brach Iwan Wasiljewitsch, 1462—1505, das Joch der unter einander uneinig gewordenen Mongolen, 1480. Vorher schon hatte er der Selbständigkeit der russischen Theilfürsten ein Ende gemacht; auch das reiche und mächtige Nowgorod hatte er unterworfen. Iwan nahm den Titel Czar von Großrußland an und den zweiköpfigen Adler des untergegangenen oströmischen Reiches in das Reichswappen auf. Seine Gemahlin Sophie war eine Nichte des letzten griechischen Kaisers, welcher mit seiner Hauptstadt dem Ansturm der Türken erlegen war (siehe Band Ii. S. 273). Sie förderte, so weit es ihr möglich war, die Anknüpfung Rußlands mit dem westlichen Europa. Iwan Wasiljewitsch Ii., wegen seiner wilden Gemüthsart der Schreckliche genannt, vergrößerte das Reich nach Osten hin durch die Eroberung der aus dem zertrümmerten Mongolenreiche noch übrigen Königreiche Kasan und Astrachan; mit der Unterwerfung Sibiriens wurde durch den kühnen Kosakenhäuptling Jermak ein Anfang gemacht; weniger erfolgreich waren Iwan Ii. Kriegszüge gegen die Polen. Sein Sohn Feodor, 1584—1598, war der letzte Czar aus dem Hause Rurik, welches mit ihm ausstarb. Ein jüngerer Bruder dieses Feodor, Demetrius, war noch als Knabe auf Anstiften des Boris Godunow, Feodors Günstling, ermordet worden.

2. Theil 1 - S. 105

1880 - Stuttgart : Heitz
Cyrus. 105 setzte er hinzu, „damit mein Enkel einen Gespielen habe; du selbst komme heute Abend zum Gastmahle zu mir." Harpagos war voll Freuden, daß der König so gnädig war; er wars sich ihm zu Füßen und ging vergnügt nach Hanse. Am Abend fand er sich zu gehöriger Zeit ein und setzte sich fröhlich zur Tafel. Als der Braten herumgereicht wurde, fetzte man dem Harpagos einen andern vor als den übrigen Gästen. Er ließ es sich trefflich schmecken. Endlich fragte ihn Astyages: „Weißt du wohl, von was für Braten du gegessen hast?" — „Nein, wahrlich," antwortete er, „ich weiß es nicht!" — „Nun," sprach Astyages zu den Bedienten, „so bringt ihm einmal die verdeckte Schüssel da!" — Wie bebte der unglückliche Harpagos zusammen, als er den Deckel abhob und den Kopf und die Glieder feines Sohnes erblickte! „Merkst du nun," rief der unmenschliche Astyages über den Tisch, „was für Wildpret das war, welches dir so gut schmeckte? Siehst du, so bestrafe ich ungehorsame Diener!" — Harpagos hatte Fassung genug, nichts zu erwidern, als: „Alles, was du thust, ist vortrefflich!" Dann sammelte er die Ueberreste feines Kindes und trug sie nach Hause, um sie zu begraben. Astyages ries nun die Magier zu sich und berieth sich mit ihnen. Sie meinten, da der Knabe nun schon König gewesen sei, so sei das Orakel erfüllt, und Astyages brauche sich nicht mehr vor ihm zu fürchten. „So scheint es mir auch," sagte der König, und war nun guten Muthes. Den Cyrus aber — so wurde der Findling nun genannt — schickte er nach Persis zu seinem Vater und zu seiner Mutter Mandane, die voll Freude waren über den ihnen zum zweiten Male geschenkten Sohn. Cyrus wuchs heran und entfaltete feine herrlichen Talente schnell. Nun, glaubte Harpagos, sei der Zeitpunkt gekommen, sich am Könige zu rächen. Er brachte zuerst alle medische Große auf seine Seite, indem er ihnen die Tyrannei des Astyages mit lebhaften Farben schilderte; dann schrieb er an den jungen Cyrus, nähete den Brief in den Bauch eines getödteten Hafen ein und schickte diesen an Cyrus. Der Bote mußte ausdrücklich bestellen, daß kein Anderer als Cyrus selbst den Hasen auffchneiden möchte. Der Prinz that es und fand den Brief. Da er nun den Harpagos aufrichtig liebte, weil er ihm eigentlich fein Leben verdankte, so befolgte er die ihm brieflich gegebenen Vorschriften. Harpagos munterte ihn nämlich auf, sich gegen den grausamen Astyages, der ihm selbst das Leben habe rauben wollen, zu empören. Alles fei

3. Theil 1 - S. 106

1880 - Stuttgart : Heitz
106 Alte Geschichte. 2. Periode. Perser. dazu in Medien vorbereitet. Er solle sich nicht fürchten; denn wenn der König ihm ein Heer entgegenschicken würde unter seiner oder eines andern Meders Anführung, so würde es alsbald zu ihm übergehen. Cyrus besann sich nicht lange. Seinen Großvater konnte er überdies nicht leiden; er hatte es ihm nicht vergessen, daß er ihn hatte todten lassen wollen. Geschwind rief er die Einwohner von Persis zusammen. Er trat unter sie und sprach: „Hört, ihr Perser! Der König Astyages hat mich durch das Schreiben hier zu euerm Befehlshaber ernannt. Demnach befehle ich euch, daß ihr gleich sammt und sonders mit einer Sichel vor mir erscheint." — Alle liefen nach Hause und waren bald wieder da. Nun führte er sie auf ein großes Feld, das ganz mit Dornengebüsch übersäet war, und befahl ihnen, es zu reinigen. Die Perser gehorchten und arbeiteten im Schweiße ihres Angesichts; endlich am Abend war Alles fertig. „Gut, Kinder!" sagte Cyrus; „morgen kommt wieder, aber in Feierkleidern." — Als sie erschienen, bewirthete er sie trefflich und fragte sie dann, welcher Tag ihnen besser gefalle? — ,Md du fragst noch, Cyrus?" antworteten sie; „der heutige und und der gestrige sind wie Tag und Nacht." „Gut!" rief Cyrus und trat mitten unter sie; „so hört denn: folgt meinem Rathe und fallt vom Astyages ab; dann sollt ihr frei sein von den Banden der Knechtschaft und viele Tage wie den heutigen genießen. Wollt ihr aber nicht, so wird es an solchen Mühseligkeiten nicht fehlen, wie ihr gestern erlitten habt. Nun! entschließt euch!" Alle jauchzten ihm zu und versprachen ihm Beistand. Da Astyages von der Empörung hörte, sandte er einen Boten an Cyrus und ließ ihn zu sich entbieten. „Geh!" sprach Cyrus, „und sage deinem Herrn, ich würde eher bei ihm sein, als ihm lieb sein würde." Nun schickte Astyages ein Heer den Rebellen entgegen und wählte zum Anführer — den Harpagos. Gleich beim ersten Zusammentreffen ging dieser mit einem großen Theile des Heeres zum Cyrus über. Astyages knirschte; er ließ die Magier, die ihm zur Erhaltung des Cyrus gerathen hatten, ans Kreuz schlagen; dann ging er selbst zu Felde. Aber sein Heer wurde geschlagen und er selbst gefangen. Jetzt trat Harpagos vor ihn, lachte und spottete seiner, warf ihm jene grausame Mahlzeit vor und gefiel sich darin, ihm recht viel Herzkränkendes zu sagen. Der gefangene König hörte ihn lange ruhig an; endlich sprach er: „Du bist ein verworfener Mensch! denn du hast um eines dir allein zugefügten Unrechts willen ein ganzes Volk unglücklich gemacht." Er hätte noch

4. Theil 1 - S. 107

1880 - Stuttgart : Heitz
Krösus und Solon. 107 hinzufügen können, daß es schändlich sei, eines Unglücklichen zu spotten. Cyrus war nun Herr von Medien und zugleich von Persis. Nach diesem kleinen Ländchen nannte er nachher das ganze große Reich, welches er sich unterwarf, Persien. Er heißt also mit Recht der Stifter des persischen Reichs, welches über 200 Jahre sich erhalten hat. Er regierte von 560—529 v. Chr. In einer Folge glücklicher Kriege bezwang er alle benachbarten Völker und Länder: Assyrien, Babylonien, Kleinasien und andere, streifte bis an Aegyptens Grenze und drang bis an den Archipel vor. Ehe er das aber konnte, mußte er erst den König Krösus (Kroisos) von Lydien in Kleinasien bezwingen. Dieses Reich stand damals in der Blüthe seiner Macht; unermeßliche Schätze waren in der Königsburg zu Sardes aufgehäuft; Krösus konnte sich für den reichsten Mann seiner Zeit halten. Als er von Cyrus und seinen Fortschritten hörte, gedachte er, ihm Einhalt thun zu können. Bevor er aber den Krieg anfing, fragte er das delphische Orakel um Rath, ob er glücklich sein würde? Um den Apollo recht zu gewinnen, schickte er ihm übermäßige Geschenke, die uns einen Begriff von seinem ungeheuern Reichthums geben. Es waren 117 Goldplatten, so groß und dick wie Ziegelsteine, von denen jede über 2000 Thlr. werth war, ein goldener Löwe, ein großes goldenes und ein silbernes Trinkgeschirr, vier silberne Fässer, ein goldenes und silbernes Gießbecken, zwei goldene Schüsseln, eine goldene Bildsäule und das Halsband und der Gürtel seiner Frau. Außerdem opferte er ihm zu Hause auf einmal 3000 Stiere. Das Orakel antwortete ihm: „Wenn du die Perser angreifst, so wirst du ein großes Reich zu Grunde richten." Eine meisterhaft zweideutige Antwort; denn wer sagte ihm, ob das große Reich Persien oder Lydien sei? Aber Krösus merkte das nicht, sondern freute sich sehr, daß er Persien bezwingen werde. Er beschenkte in seiner Freude alle delphische Priester und fragte bei der Gelegenheit die Pythia: ob er sich lange in seiner Herrschaft behaupten würde? Auch hieraus antwortete sie ihm sehr zweideutig: „So lange, bis ein Maulthier einmal die Meder beherrscht." — „Nun," sprach er, „dann bin ich sicher; ein Maulthier wird doch nicht König von Medien werden?" — Aber das Orakel meinte den Cyrus, welcher der Sohn einer Mederin und eines Persers war, also mit einem Maulthiere verglichen werden konnte. Geschwind rüstete nun Krösus sein Heer und zog bis ins Land der Perser, Alles verwüstend.

5. Theil 1 - S. 110

1880 - Stuttgart : Heitz
110 Alte Geschichte. 2. Periode. Perser. Erzählung des Krösus nachdenklich; er bedachte, daß ja sein Ende auch noch nicht da sei und daß es sich also mit ihm auch noch sehr ändern könnte. Dieser Gedanke machte ihn milder gegen seinen Feind; er schenkte ihm nicht nur das Leben, sondern behielt ihn auch fortan als Freund bei sich. Daß Cyrus die Juden aus der sogenannten babylonischen Gefangenschaft in ihr Land entließ, ist anderweitig bekannt. Ueber das Ende des großen Völkerbezwingers lauten die Nachrichten verschieden. Wahrscheinlich ist er in einem Kriege ums Leben gekommen, den seine unersättliche Eroberungssucht gegen die Völker der tartarischeu Steppe angefangen hatte. Die Königin der Massa-geten, Tomyris, vernichtete das Perserheer in der entscheidenden Schlacht; Cyrus fiel. Die Siegerin ließ einen Schlauch mit Blut füllen und tauchte sein Haupt hinein. „Sättige dich," sprach sie, „an dem Blute, nach dem du so lange gedürstet hast!" — Cyrus hinterließ einen Sohn, den Kambyses, einen Mann von wilder, grausamer Gemüthsart und unersättlicher Herrschsucht (529—523). Er glaubte von dem Könige von Aegypten, Amasis, beleidigt zu sein und zog mit einem Heere nach Aegyptens) Aber ehe er noch hinkam, starb Amasis, und dessen Sohn, Psammenit, mußte für den Vater leiden. Denn Kambyses überwand ihn m eurer Schlacht und nahnt endlich auch die Hauptstadt von Aegypten, *) Das ist derselbe Amasis, dessen Bundniß mit Polykrates bekannt ist. Dieser Polykrates war der Herr der Insel Samos im ägäischen Meere, und Alles, was er unternahm, glückte ihm; er hatte eine Menge Schiffe, die ihm Inseln und Städte eroberten, er schlug alle seine Feinde, kurz, - nichts mißlang chm. Da das sein Bundesgenosse Amasis von Aegypten hörte, schrieb er ihm einen Brief: „Ge'rn hört man, daß es einem Freunde wohlgeht; aber mich ängstigt dein großes Glück; daher wünschte ich, daß du in manchen Dingen auch einmal unglücklich wärest. Denn ich habe noch von Keinem, der in allen Unternehmungen glücklich war, gehört, mit dem es nicht ein schreckliches Ende genommen hätte. Folge daher meinem Rathe und wirf Das, was dir das Liebste ist, von dir, damit du die neidischen Götter versöhnest."'— Polykrates folgte dem Rathe. Nichts war ihm lieber als ein Ring, ein schöner Smaragd in Gold gefaßt. Mit chm fuhr er weit ins Meer hinein und warf ihn ins Wasser; dann kehrte er tiefbetrübt nach Hause zurück. Sechs Tage darauf fing ein Fischer einen ausnehmend schönen Fisch, den er dem Könige zum Geschenk brachte, und als man das Thier aufschnitt, lag der Ring in seinem Magen. Polykrates meldete das Alles dem Amasis. Dieser aber schickte einen Herold nach Samos und ließ seinem Freun e das Bündniß aufkündigen. „Unmöglich," schrieb er ihm, „kann es Mit btt ein* mal ein gutes Ende nehmen; lebe wohl!" Wirklich wurde auch Polykrates bald darauf ermordet.

6. Theil 1 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Alte Geschichte. 2. Periode. Perser. zögerten damit bis zum folgenden Tage; denn sie wußten^ daß Kam-byses den Befehl bereuen würde, weil ihm die Gesellschaft des alten Mannes unentbehrlich war. So geschah es auch. Als er am andern Morgen um den Verlust seines Freundes jammerte, brachten sie den Todtgeglaubten wieder zum Vorschein und erwarteten nun wenigstens einen großen Dank. Wirklich freute sich auch Kambyses sehr, aber die Diener wurden hingerichtet, weil sie ungehorsam gewesen waren. Während er von Aegypten aus einen Zug gegen die Aethio-pier unternahm, auf welchem die Perser solche Hungersnoth litten, daß der zehnte Mann geschlachtet werden mußte, wurde in Aegypten ein Kalb besonderer Art geboren, worüber die Aegypter eine gewaltige Freude hatten. Wenn nämlich ein schwarzes Kalb geboren wurde, welches auf der Stirn einen weißen, dreieckigen Flecken, auf dem Rücken weiße Flecken in Gestalt eines Adlers, am Schwänze zweierlei Haare und auf der Zunge einen Flecken wie ein Käfer hatte, so hielten sie ein solches Thier für ein heiliges Wesen, für ein Unterpfand der Götter, daß sie das Land segnen wollten, und nannten es Apis. Daher war das ganze Land recht herzlich froh und feierte Freudenfeste. Nur Kambyses ergrimmte in seinem Herzen, weil er glaubte, daß man sich über seinen verunglückten Feldzug freue und das Kalb nur zum Vorwande nehme. „Bringt mir," schrie er, „eueru Gott her! Ich will ihn kennen lernen." — Die Priester brachten das Kalb; da zog Kamyses sein Schwert, stach den Apis todt und rief höhnisch: „Ihr Elenden! Also solche Götter habt ihr, von Fleisch und Blut, die man mit Eisen verwunden kann? Der Gott ist euer ganz würdig; aber mich soll man nicht zum Besten haben." — Die Priester standen vor Schreck und Betrübniß still da; er aber befahl, sie noch obendrein auszupeitschen, und verbot bei Lebensstrafe, dem Apis je wieder ein Fest zu feiern. Auch gegen seine eigenen Verwandten wüthete der Unmensch; seinen leiblichen Bruder Smerdis ließ er ermorden, und seine Schwester, die darüber weinte, trat er mit Füßen todt. Einen seiner vertrautesten Diener, Prexaspes, fragte er einst: „Was urtheilen wohl die Perser von mir?" — „Herr," antwortete dieser, „sie loben dich allgemein, nur Eins bedauern sie: daß du -den Wein zu sehr liebst." — „So?" sprach der König, „da glauben sie also wohl, daß mir der Trunk den Verstand raubt? Du sollst gleich selbst davon urtheilen. Sieh, da unten im Vorhofe steht dein Sohn; ich werde ihn ins Herz schießen; treffe ich, so ist es der

7. Theil 1 - S. 192

1880 - Stuttgart : Heitz
192 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. ging er nach Persepolis,.jener herrlichen Stadt, deren Trümmer jetzt noch die Reisenden mit Staunen erfüllen. Des Goldes allein mar hier so viel, daß man 20,000 Maulesel und 5000 Kameele brauchte, es wegzuführen! Wer denkt bei diesen Schätzen und bei der verlassenen Lage des Darms nicht unwillkürlich an Krösus und an Solons Ausspruch: .„Niemand ist vor dem Tode glücklich zu preisen!" Auch fand er hier eine große Bildsäule des Xerxes. Sie war von den eindringenden Soldaten umgestoßen worden und lag noch auf dem Boden. Alexander blieb stehen. „Soll ich dich liegen lassen, weil du Griechenland bekriegt hast, oder soll ich dich wegen deiner sonstigen Großmuth wieder aufrichten?" Nachdem er lange in tiefes Nachdenken versunken dagestanden hatte, ging er endlich still weiter. — Vier Monate blieb Alexander hier, damit sein Heer sich ausruhe, und alle Tage wurden hier in Festlichkeiten verlebt. Endlich waren die vier Monate um; Alexander wollte nun aufbrechen und gab seinen Freunden noch vorher in Persepolis einen großen Schmaus. Da fiel es einer Tänzerin aus Athen, die mit dabei war, ein: es müsse recht schön sich ausnehmen, wenn der ganze große Königspalast in Flammen stände; Xerxes habe ihn erbaut und da dieser die Griechen bekriegt und Athen verbrannt habe, so gezieme es sich, noch an seinem Andenken sich dadurch zu rächen, daß man ihn verbrenne. Das fanden die Berauschten ganz vortrefflich und man bat den Alexander so lange, bis er selbst eine Fackel ergriff und den schönen Palast zuerst anzündete, der auch gänzlich abbrannte! Wahrlich, keine königliche That! Von Alexanders großer Freigebigkeit sind uns mehrere Beispiele aufbewahrt worden. Einmal sah Alexander, wie ein gemeiner macedonischer Soldat einen Maulesel vor sich hertrieb, der mit einem dem Könige zugehörigen Geldsack beladen war; endlich konnte der Esel nicht mehr von der Stelle. Da nahm ihm der Soldat den Sack ab und schleppte ihn keuchend weiter. Alexander fragte, was er da trage, und als er es erfuhr, rief er ihm zu: „Werde nicht müde, sondern trage den Sack vollends in dein Zelt und behalte ihn für dich!" — Er pflegte über nichts unwilliger zu werden, als wenn man seine Geschenke ausschlug. Daß man ihn um etwas bat, nahm er nicht leicht übel. Er hatte im Lager einen jungen Menschen, mit dem er zuweilen Ball spielte; dieser hatte noch nie ein Geschenk erhalten, weil er zu bescheiden war, den König darum zu bitten. Endlich aber gab er es ihm auf

8. Theil 1 - S. 194

1880 - Stuttgart : Heitz
194 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. wildesten und wüstesten Gegenden; bald hatte man die rauhesten Gebirge zu übersteigen, bald die brennendsten Sandwüsten zu durchwandern; denn Darms floh bis in 'die entferntesten Provinzen jenseit des kaspischeu Meeres. Einmal war Alexander mit seinem Heere in einer brennend-heißen Sandwüste und nahe daran, vor Hitze und Durst zu verschmachten. Da halten einige Soldaten eine Quelle gefunden und füllten ihre Schläuche. Als sie ihren König vor Durst schmachten sahen, brachte ihm einer der Soldaten in seinem Helme einen Trunk und sagte: „Trinke doch, König! Wir haben zwar das Wasser für unsere Kinder geschöpft; aber sollten die auch vor Durst sterben, so kann uns der Himmel andere schenken; du aber kannst uns nie wieder ersetzt werden." Alexander nahm den Helm; da er aber sah, wie alle Reiter um ihn herum die Köpfe hängen ließen und schmachtend nach dem Wasser sahen, gab er es zurück. „Nein," sagte er, „ich will nicht trinken; tränke ich allein, so würden diese hier nur noch mehr ihren Durst fühlen!" — Da riefen die Reiter allzumal: „Führe Ans getrost weiter, o König; wir sind nicht müde, wir achten den Durst nicht, so lcknge wir einen'solchen König haben!" — Nach langer Verfolgung erfuhren endlich die Macedonier, daß Darms sich in der allertraurigsten Lage befinde. Einer seiner Statthalter, Bessus, ein sehr böser Mensch, hatte sich seiner bemächtigt und führte ihn gefangen mit sich fort; denn er hatte die Absicht, sich zum Könige jener Gegenden auszuwerfen. Alexander war so sehr geeilt — denn er hatte, um schneller fortzukommen, das Fußvolk zurückgelassen —, daß er endlich die Hütten erreichte, wo Darms und Bessus die letzte Nacht gerastet hatten. Im Fluge ging es nun weiter. Als aber Bessus sah, daß er den König nicht vor den Verfolgern retten könnte, versetzte er ihm mehrere tödtliche Stiche, ließ ihn blutend auf seinem Wagen liegen und eilte zu Pferde schnell fort. Es war auch für ihn die höchste Zeit; schon sah er hinter sich die Staubwirbel der ihn verfolgenden Soldaten aufsteigen. Kaum war er fort, so sprengten schon einige von Alexanders Reitern herbei und fanden den Darms in seinem Blute liegen. Der arme Mann — sonst Herrscher eines ungeheuren Reiches und von tausend Dienern umgeben, die auf feine Winke lauschten — hatte jetzt nicht einen Diener bei sich, der ihm das Nöthigste reichte. Er empsand, wie alle Verwundete, einen brennenden Durst und bat um einige Tropfen Wassers. Ein macedonifcher Soldat brachte es ihm in seinem Helme und erquickte ihn. „ Freund!" sagte Darius, das betrachte

9. Theil 1 - S. 196

1880 - Stuttgart : Heitz
196 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. darum schickte er Meuchelmörder an den alten Mann, dem er doch so Vieles zu danken hatte, ab, und die stachen ihn, als er den vom Alexander dazu mitgegebenen Brief las, nieder. — Noch mehr muß man das Betragen Alexanders gegen seinen Feldherrn Klitus bedauern, denselben, der ihm in der Schlacht am Granikus das Leben gerettet hatte. Bei einem jener Trinkgelage, die Alexander jetzt oft mit seinen Freunden hielt, geriethen Beide, Alexander und Klitus, in heftigen Wortwechsel. Klitus war einer der Wenigen, die sich nicht zur Schmeichelei herablassen konnten und jetzt, von Wein und Zorn erhitzt, hielt er sich um so weniger und warf dem Könige, der ihn feige gescholten hatte, vor: „Meinst du etwa die Feigheit, mit welcher ich einst dem schon fliehenden Göttersohne am Granikus das Leben rettete? Du bist allein durch die Anstrengungen deiner Macedonier so groß geworden, und doch weißt du dich vor Stolz nicht zu lassen und giebst dich gar für einen Sohn des Zeus aus." — Der Streit wurde immer hitziger; jedes Wort traf schärfer und endlich verlor der König die Geduld; er nahm einen Apfel von der Tafel, warf ihn dem Klitus ins Gesicht und griff nach dem Schwerte. Alles sprang auf. Mehrere warfen sich dem Alexander entgegen, um ihn vor einer Unbesonnenheit zu bewahren; Andere brachten den Klitus aus dem Saale. Dieser aber kam schäumend vor Wuth zur andern Thüre wieder herein und reizte den König so sehr zum Zorne, daß dieser einer dastehenden Wache den Spieß wegriß und diesen dem Klitus durch den Leib rannte. Der Verwundete stürzte nieder, röchelte und war nach wenigen Augenblicken todt. Augenblicklich war Alexanders Wuth und Rausch verschwunden. Der Anblick' des dahinsterbenden Freundes löschte jede 'Empfindung des Zornes aus; nur die That stand gräßlich vor seiner Seele. Im Uebermaße des Schmerzes wüthete er gegen sich selbst und hätte sich mit demselben Spieße erstochen, hätten nicht die Umstehenden ihn festgehalten. Thränen der Reue und des Schmerzes stürzten aus seinen Augen, als er den Freund seiner Jugend todt hinaustragen sah, und die ganze Nacht brachte er in einem trostlosen Zustande hin. Er schrie und weinte, daß man es weithin hören konnte; dann wieder lag er völlig sprachlos da und nur tiefgeholte Seufzer unterbrachen die schauerliche Stille, oder er rief den Namen: Klitus! schmerzhaft aus. Alle Soldaten waren besorgt um ihn; indessen nach einigen Tagen faßte er sich und theils sein natürlicher Leichtsinn, theils sein neuer Kriegszug beruhigten sein Gemüth bald wieder.

10. Theil 1 - S. 197

1880 - Stuttgart : Heitz
Alexander der Große. 197 Dieser neue Zug ging nach Indien, dem Lande, welches wir jetzt die Halbinsel diesseit des Ganges oder Vorder-Jndien nennen. Eine ungeheuere Unternehmung! So zog ein vor kurzem noch unbedeutender König eines kaum entwildeten Volkes, erst einige zwanzig Jahre alt, mit einer Hand voll Menschen an 700 deutsche Meilen weit hin, um ein großes Land zu erobern, das von einem zahlreichen Volke bewohnt ist! Nur ein Alexander konnte so etwas unternehmen. — Schon der Zug bis an die Grenze Indiens war mit unerhörten Schwierigkeiten verbunden. Er mußte ein steiles, von reißenden Thieren bewohntes Gebirge (Hindukuh), oft ohne Weg und Steg übersteigen; dann hielten reißende Ströme ohne Brücken, der Indus mit seinen Nebenflüssen (jetzt das Land der Seihks) seinen Marsch aus, und jenseits stand jederzeit ein drohender Feind, den Uebergang zu verwehren. Näherte man sich einer Stadt, so mußte diese erst belagert werden, ehe man weiter konnte, und solche Belagerung kostete oft Wochen, ja Monate. Wahrlich, der Geduldigste hätte hier die Geduld verloren — nur Alexander nicht. Jede Schwierigkeit steigerte seine Begierde, bis an den Ocean zu kommen; denn diesen vermuthete er gleich hinter Indien. Das Volk, welches er hier fand, war ein sanftes, gutartiges Geschlecht und seine Fürsten benahmen sich mit Würde und Verstand. Als Alexander in die Gegend einer großen Stadt, Nysa, kam, konnte man nicht heran, weil der Fluß dazwischen flnthete. Eine Weile sah Alexander nachdenkend in den Fluß und rief schmerzhaft aus: „Warum habe ich Unglücklicher doch nicht schwimmen gelernt!" — Plötzlich nahm er seinen Schild, stürzte sich ins Wasser und schwamm auf ihm hinüber. Die Einwohner, die seine wilde Kühnheit sahen, verzweifelten an einem glücklichen Erfolg ihrer Gegenwehr und schickten Abgesandte zu ihm ins Lager, die einen Vergleich anbieten mußten. Sie fanden ihn ohne allen königlichen Schmuck, ganz mit Staub und Schweiß bedeckt und völlig bewaffnet; sie konnten ihr Erstaunen darüber nicht bergen. Ihre Fürsten meinten sie, ließen sich nie anders als prächtig geschmückt sehen. Alexander empfing sie stehend — auch etwas bei ihnen Unerhörtes; und da einer von ihnen ein sehr alter Mann war, so befahl er, ein Polster zu bringen und es demselben unterzulegen. Der Greis war über diese Freundlichkeit betreten und fragte ängstlich nach den Bedingungen des Vertrags. „Sie sollen dich," antwortete Alexander, „zu ihrem Fürsten machen und hundert ihrer besten Männer mir zu Geiseln geben." — Der Gesandte lächelte.
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